Nach dem Vorbild der barocken Parkarchitektur sind in der Karlsaue weiße Parkbänke korrekt in Reihe und in gleichen Abständen zueinander angeordnet. Jeder Bank steht eine zweite Bank vis á vis. Eine Bank jedoch steht anders positioniert und weicht von dieser Logik ab. Warum?
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte die Karlsaue als geometrisch angelegter Barockpark die Aufgabe, die Macht Landgraf Karls über die Bändigung der Natur zu repräsentieren. Im Laufe der Geschichte und mit dem Aufkommen anderer Denkmodelle, insbesondere im 19. Jahrhundert, sind die geometrisch-barocken Strukturen fast vollständig im Stil eines Landschaftsparks überformt worden. Dennoch wirkt die Karlsaue im heutigen 21. Jahrhundert und im Hinblick auf die Bankanordnung stark rebarockisiert.
Die Karlsaue ist ein Gewinn für das Gemeingefühl durch die Selbstverständlichkeit, mit der das regulierte Stadtwesen in die regulierte Landschaft übergeht.
Die von Menschen regulierte Landschaft bedingt wiederum regulierte Menschen, welche sich auf den Parkbänken sitzend gegenseitig beobachten können. Ob Lucius Burckhardt mit seinem Kommentar dieses Gemeingefühl meinte? In den 1970er Jahren wurden umfangreiche Instandsetzungsarbeiten in der Karlsaue durchgeführt. Um den Park auf die, für den damaligen Geschmack, bestmögliche Höhe zu bringen, fällte man entlang der Alleen 479 Linden und pflanzte 446 Eichen in einem Abstandmaß von 12,2 Metern nach. Zur Einhaltung der Baumabstände und für die Schaffung von Banknischen mussten auch einige Wegführungen geändert werden. Ein Weg am Küchengraben wurde dabei offenbar nicht geändert, sodass eine Bank eine merkliche Abweichung aufweist. Mit meinen Recherchen und einer Anfrage die Bank zu versetzen, wandte ich mich an die Parkverwaltung. Nach einer Begehung mit dem Parkleiter wurde die fehlpositionierte Bank parallel hinter der nachfolgend gelegenen Bank installiert.
Korrektur Karlsaue Kassel
10.–22.Juli 2013
Bankinstallation im Park
Realisiert mit Unterstützung der Museumlandschaft Hessen-Kassel